Die B-Ebene der Hauptwache Frankfurt ist eine großartige Bühne. Gerahmt von grün gekachelten Säulen und Wänden, beleuchtet von gelblichem Licht wirkt dieser Ort wie ein Konzentrat der Vielstimmigkeit der Stadt. Hier wirkt jeder Gang wie ein Auftritt, jedes (Selbst-)Gespräch wie eine kleine Szene, und wartende Personen, Verkäufer*innen, die Obst und Getränke anbieten, oder herumlungernde Jugendliche werden zu lebenden Tableaus.
Aus Beobachtungen und Aufzeichnungen dieses Ortes, aus Interviews mit Menschen, die dort jeden Tag verbringen, haben acht Musiker:innen von MAM:manufaktur für aktuelle musik gemeinsam mit Schüler:innen der IGS Süd und der Komponist und Musiktheatermacher Hannes Seidl ein Stück für den Saal des Mousonturms entwickelt, das die Vielstimmigkeit feiert. In einer von der Szenografin Natalia Orendain geschaffenen Theaterlandschaft entsteht das Porträt einer Stadt aus verschiedensten Perspektiven: wie sie sein könnte, wie sie vielleicht einmal war, wie sie sich selbst sieht. Eingehüllt in das Grundrauschen von Schritten, Lüftungen und U-Bahnen entstehen wie beiläufig kleinere und größere Gruppen, die gemeinsam musizieren, Ball spielen, einfach abhängen oder Geschichten erzählen. In das wie selbstverständlich wirkende Zusammenspiel blitzen vereinzelt Momente des Unwahrscheinlichen, Fantastischen ein, um Teil der polyphonen Mehrchörigkeit zu werden.